In einer aktuellen (vorab online veröffentlichten) Studie des Journal of Sleep Research (01/09) berichtet eine Forschergruppe aus Israel und USA von den Ergebnissen einer umfangreichen Untersuchung zu Schlafverhalten und -gewohnheiten von Kindern in den ersten drei Lebensjahren in USA und Kanada. Über einen internetbasierten Fragebogen wurden die Angaben von über 5.000 Eltern zu ihrem Verhalten sowie dem Schlafverhalten ihrer Kinder erfasst. Hintergrund der Studie ist, dass kaum ein Thema Eltern so beeinträchtigt und belastet wie das Auftreten von Schlafstörungen bei ihren Kindern. Tatsächlich wird geschätzt, dass zwischen 20% und 30% aller Kinder unter drei Jahren unter Schlafstörungen leiden wie z.B. Schwierigkeiten mit dem Einschlafen und/oder häufiges nächtliches Aufwachen.
Einige Ergebnisse der Studie überraschen kaum, wie zum Beispiel, dass die Schlafdauer der Kinder mit zunehmenden Alter abnimmt. Andere Ergebnisse sind jedoch durchaus bemerkenswert, so zum Beispiel die enorme Schwankungsbreite der täglichen Schlafdauer: Die „unteren“ 5% der Kinder unter einem Jahr schliefen zwischen 9 und 10 Stunden pro Tag; die „oberen“ 5% schliefen knapp 16 Stunden täglich.
Ebenfalls wenig überraschend, aber dennoch nicht weniger wichtig, ist der Befund, dass die nächtlichen Schlafstörungen der Kinder eng mit dem Verhalten der Eltern zusammen hängen. Je mehr Gewicht die Eltern darauf legten, dass ihr Kind selbständig und in ihrem eigenen Zimmer einschlief, desto unproblematischer schlief es auch ein. Je aktiver die Eltern auf nächtliches Aufwachen ihres Kindes reagierten (aus der Krippe nehmen, schaukeln, trösten) desto häufiger traten die nächtlichen Schlafstörungen auf. Verhaltenstherapeutisch lässt sich dieser Zusammenhang leicht erklären: In den Arm nehmen, Schnuller geben etc. wird dem Kind als „Belohnung“ für sein nächtliches Aufwachen wahrgenommen und verstärkt daher dieses Verhalten. Tatsächlich haben eine Vielzahl von Studien den eindeutigen Zusammenhang zwischen Veränderungen im Elternverhalten und dem Schlafverhalten ihrer Kinder nachgewiesen.
Was heißt dies für die Arbeit in unserer Praxis? Schlafstörungen bei Kindern sind ein gutes Beispiel dafür, dass es bei der „Kindertherapie“ eben oftmals darum geht, auch mit den Eltern über ihr Verhalten zu sprechen als ausschließlich über das Verhalten ihres Kindes.
Quelle:
Sadeh et al. Journal of Sleep Research, 2009
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