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Schafft Weinen wirklich Erleichterung?

21. Dezember 2008

Nahezu wir alle haben diesen Satz schon einmal gehört: „Ja, weine Dich mal richtig aus. Danach fühlst Du Dich wieder besser“. Aber stimmt dies wirklich? Macht es Weinen tatsächlich leichter?

„Es kommt drauf an“, sagen Forscher der University of South Florida sowie der Universität Tilburg (Niederlande) in einer Studie, die in der Dezember-Ausgabe von  Current Directions in Psychological Science veröffentlicht wurde. Die Forscher analysierten 3.000 „Wein-Episoden“ und kamen zu der Schlussfolgerung, dass die Wirkungen des Weinens sehr stark von dem Gegenstand, dem Kontext und dem Zeitpunkt der einzelnen Episode abhingen.

Die meisten Befragten schilderten erwartungsgemäß, dass das Weinen ihre Stimmung aufgehellt habe. Ein Drittel sagte jedoch aus, dass es ihnen nicht besser ging und 10% sagten sogar, es sei ihnen anschließend schlechter gegangen. Entscheidend dafür, ob Weinen zu einer Stimmungsverbesserung beitrug, war unter anderem offensichtlich, ob jemand anwesend war, um die weinende Person zu begleiten bzw. zu trösten.

In einer Zusammenfassung bereits veröffentlichter Laborexperimente zum Thema Weinen weisen die Autoren darauf hin, dass die physischen Begleitreaktionen von Weinen zunächst auf eine erhöhte Belastung durch das Weinen (z.B. erhöhte Herzfrequenz) hinweisen, sich anschließend jedoch beruhigende physische Effekte nachweisen lassen, z.B. tieferer, ruhigerer Atem. Möglicherweise erinnern sich die Menschen an diese relative Ruhezustände, wenn sie von Weinen als hilfreich oder befreiend berichten.

Tatsächlich hängen die Effekte aber stark davon ab, wer die Tränen vergießt. Menschen mit Angststörungen oder Depressionen erfahren Weinen selten als befreiend, da sich der Auslöser für das Weinen häufig über lange Zeit erstreckt, d.h. nicht  irgendwann als „gelöstes Problem“ betrachtet wird.

Die Facetten des Weinens werden tatsächlich erst seit wenigen Jahren überhaupt ernsthaft erforscht. Grund hierfür sei – so die Autoren – , dass die Annahme, Weinen schaffe grundsätzlich Erleichterung, auch in Wissenschaftskreisen so populär war, dass es lange Zeit einer differenzierten und grundlegenden Betrachtung im Weg stand.

Die Studie im Original

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Rubrik: Angst- & Panikstörung, Depression
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