Ist die Aufklärung über das Christkind für Kinder belastend?
Was passiert, wenn Kinder darüber aufgeklärt werden, dass die Geschenke nicht vom Christkind bzw. dem Weihnachtsmann gebracht werden? Fühlen sie sich von ihren Eltern angelogen und betrogen? Forscher der University of Ottawa (Kanada) haben hierzu eine neue Analyse von Daten zweier Studien aus den Jahren 1896 (!) und 1979 vorgelegt. In beiden Studien wurden jeweils 1.500 Kinder zwischen 7 und 13 Jahren befragt. Interessanterweise sagten zwar eine Reihe von Kindern (22% in 1896 und 39% in 1979) aus, dass sie über die Erkenntnis „enttäuscht“ seien, aber nur 2% bzw. 6% fühlten sich von ihren Eltern betrogen. Ganz im Gegenteil: Wenn die Kinder die Wahrheit erfahren, nehmen sie dies als Teil des „nicht mehr klein sein“ an, akzeptieren die Spielregeln der Eltern und lassen z.B. jüngere Geschwister weiterhin in dem Glauben, es gebe den Weihnachtsmann.
Grundsätzlich ist der Prozess der Aufklärung wohl meist ähnlich: Die Kinder mutmaßen, dass der Mythos nicht wahr ist (z.B. durch die Entdeckung, dass der Weihnachtsmann nicht überall zur gleichen Zeit sein kann) und die Eltern bestätigen es. Damit diese rationalen Gedanken aber überhaupt die Kraft haben, sich gegen das magische Denken der Kinder durchzusetzen, müssen die Kinder ein gewisses Alter erreicht haben. In einer Studie von 1980 glaubten 50% der 7-jährigen in Kanada noch an den Weihnachtsmann. Die Forscher Larivée and Sénéchal wollen sich nun einer weitergehenden Frage widmen: Warum verlieren alle Kinder irgendwann den Glauben an den Weihnachtsmann, aber viele behalten weiterhin den Glauben an Gott?
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Rubrik: Kinder & Jugendliche
Tags: Erziehung, Selbstbild, Sozialpsychologie, Wahrnehmung