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Aus der Reihe „Postnatale Depression (PND)“: Wer ist schon eine Supermutter?

3. August 2015

In den letzten drei Jahrzehnten unterstreichen Gesundheitsexperten die Gefahren der PND, Forscher der Universität von Kansas behaupten, dass es wichtig sei, aufmerksam auf andere perinatale psychische Probleme beider Elternteile zu sein. Perinatal bezieht sich auf wenige Wochen vor der Geburt, während und nach der Geburt.Diese Forderung nach mehr Aufmerksamkeit wird bedeutsamer je mehr der gesellschaftliche Druck, eine Supermutter, ein Supervater zu sein, wächst. Beide, Mütter und Väter, sollten während der perinatalen Periode auf ihre psychische Gesundheit achten, nicht nur auf Anzeichen von Depression, sondern auch anderen Auffälligkeiten wie Angststörung, Posttraumatische Belastungsstörung und bipolare Störungen, die alle durch den Umstand ein Baby zu bekommen, ausgelöst werden können.


Die amerikanischen Forscher erhoben qualitative Daten in Tiefeninterviews mit 17 frischgebackenen Vätern und 30 frischgebackenen Müttern, die hauptsächlich aus Kansas oder Missouri und aus Schichten mit niedrigem oder mittlerem Einkommen stammen. Alle Teilnehmer zeigten über längere Zeit Symptome mindestens einer der oben genannten psychischen Erkrankungen.

Es geht in dieser Studie darum, biologische und soziologische Hintergründe der Erkrankungen, denen diese Eltern ausgesetzt sind, zu erforschen. In der medizinischen Forschung wurde die PND nämlich hauptsächlich hormonellen Veränderungen zugeschrieben, obwohl es viele Hinweise auf gegenteiliges gab. Die Forscher aus Kansas gehen davon aus, dass die Geburt eines Kindes ein kritisches Lebensereignis, eine große Veränderung im Leben darstellt und es letztlich viel mehr Hinweise darauf gibt, dass diese Risikofaktoren eher als Hormone die Ursache für die Entwicklung einer PND sind.

Gestresste Mütter und Väter gaben in den Interviews im Allgemeinen Sorgen über soziale Probleme an wie z.B. kulturelle Erwartungen ans Elterndasein, Beziehungsprobleme, Schwierigkeiten im Bereich der Arbeits-Familien-Balance und Kampf gegen die Armut.

Eltern mit niedrigem Einkommen erwähnten als Grund ihrer perinatalen psychischen Probleme dauerhafte Sorge um die Erfüllung der Grundbedürfnisse ihres Kindes angesichts ihres geringen Einkommens und von Unsicherheiten im Job. Sie haben Angst, ihren Kindern nicht die notwendige Kinderbetreuung, Transportmöglichkeiten und Unterkunft bieten zu können.
Diese Eltern konnten sich häufig keine medizinische Versorgung leisten. Oft wurde die Sozialhilfe (mit medizinischer Versorgung) nach der Nachuntersuchung direkt nach der Geburt wieder eingestellt. In dieser wäre die Behandlung von PND oder anderen perinatalen psychischen Störungen enthalten. Diese Familien bekommen nicht die Hilfe, die sie bräuchten.

Die Eltern aus der Mittelklasseschicht dagegen setzen sich selbst zu sehr unter Druck, die perfekten Eltern sein zu wollen. Diese Mütter versuchen oft alles, Arbeit und Familienleben unter einen Hut zu bekommen, und selbst die Väter beginnen damit ebenso. Dieser Druck kann psychische Probleme verschlimmern. Wenn nicht alles perfekt ist, wird es als Versagen erlebt und die Mütter internalisieren die Schuld meist. Die Väter leiden wiederum darunter, dass sie an einem Arbeitsplatz arbeiten, der keine familienfreundlichen Arbeitszeiten anbietet, und darunter, dass ihnen kaum Unterstützung zum Wachsen in die Vaterrolle angeboten wird. Die meisten Menschen denken eher an das Kind und die Mutter, nicht an den Vater. Die Tatsache, dass Männer oft ihre Emotionen schlechter kommunizieren können und dazu dann noch eher auf taube Ohren stoßen, wenn sie es tun, verschlechtert die Lage noch.

Die Wissenschaftler aus Kansas halten es für wichtig, dass eine Sensibilität für das mögliche Auftreten perinataler psychischer Probleme im Allgemeinen entwickelt wird und dass mehr Wege bereitet werden, sie zu diagnostizieren.
Bis jetzt gibt es nur Leitlinien, nach der Geburt PND zu erkennen, aber auch dieses Vorgehen sollte verbessert werden, indem sie z.B. auf spätere Monate in der Schwangerschaft, über das komplette erste Jahr nach der Geburt und für Väter erweitert werden.

Außerdem ist es von großer Bedeutung, sich darauf zu konzentrieren soziale Hilfestellungen (z.B. bezahlter Mutterschaftsurlaub, Krankengeld, Zugang zur medizinischen Versorgung für alle) gesellschaftlich zu implementieren, die sich den Herausforderungen, denen frischgebackene Eltern sich stellen müssen, annehmen.

Und es ist enorm wichtig, den Druck durch die Erwartungen, die auf jungen Eltern lastet, perfekt zu sei, zu verringern. Keiner kann alles alleine stemmen, sondern braucht Hilfe von außen. Frischgebackene Eltern sollten dazu ermutigt werden, Unterstützung von Familie, Freunden und der Gemeinschaft anzunehmen.

Die Gesellschaft konzentriert sich oft zu sehr darauf, wie das einzelne Individuum wieder geheilt werden kann, ignoriert dabei aber häufig gesellschaftliche und politische Gegebenheiten, die zur Entstehung der Erkrankung beitragen.

Quelle:

http://www.medicalnewstoday.com/releases/281183.php

Rubrik: Angst- & Panikstörung, Depression
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