Geht Internetabhängigkeit mit anderen psychischen Belastungen einher?
In den 90er Jahren erforschten Reeves & Nass, zwei amerikanische Medien- und Kommunikationswissenschaftler, ihre breit kritisierte Theorie der „Media Equation“. Sie besagt, dass mediales Leben gleich realem Leben ist und Menschen ihre Computer und technischen Geräte wie andere Menschen behandeln. Sie führten dazu ein Experiment durch, bei dem Probanden mit Hilfe eines PC´s Fakten über amerikanische Popkultur lernen sollten. Nach der Lernphase wurde das neu erworbene Wissen der Probanden getestet und „der PC sollte sich selbst einschätzen“ wie gut er die Fakten vermitteln konnte. Die Antwort des PC´s wurde von den Forschern so programmiert, dass er sich immer als „gut gemacht“ evaluierte. Der bedeutende Teil des Experiments folgte im Anschluss. Die Versuchspersonen wurden im Nachhinein zu einer Einschätzung der Leistung des PC´s gebeten. Der eine Teil der Versuchspersonen sollte diese Fragen an dem PC beantworten, an dem er die Fakten lernte, der andere Teil an einem anderen PC. Dabei kam bemerkenswerterweise heraus, dass die Einschätzungen am „betroffenen“ PC fast ausschließlich gut waren, am anderen PC aber viel bunter gemischt und negativer. Reeves und Nass schlossen daraus, dass Personen unbewusst soziale Konventionen auf Geräte anwenden. Im Folgenden übersetzten Pressebericht geht es um das Thema der Internet- und PC-Spielsucht. Beim Lesen könnte es interessant sein, die Media Equation als Erklärungsansatz im Hinterkopf zu behalten. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die häufigsten Internetabhängigen junge Männer sind, die Mehrspieler-Rollenspiele im Netz frequentieren und sich dabei mit ihren Avataren (digitale Repräsentationen/Figuren ihrer selbst) extrem identifizieren.
Chatten über WhatsApp anstelle Freunde im echten Leben zu treffen, Urlaubsfotos über Facebook teilen statt sie sich unter vier Augen zu zeigen, Videospiele spielen anstelle raus zu gehen. Die digitalen Medien spielen eine wichtige Rolle in unserem Alltag. Einige Menschen jedoch verbringen besonders viel Zeit online und schaffen es nicht, sich davon loszureißen.