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Wie hilft Online-Therapie bei Depressionen?

3. Juni 2010

Wie hilft Online-Therapie bei DepressionenEine Psychotherapie ist von Natur aus aufwendig und sehr persönlich. Eine Studie, die voriges Jahr erschien, hat eine Online-Verhaltenstherapie für Patienten mit Depressionen untersucht und gezeigt, dass sie effektiv ist, flexibel und in der normalen Patientenversorgung gut durchführbar. Wir haben eine Pressemitteilung von Medical News Today zu der Studie übersetzt, die einige Vorzüge dieser neuen Form des Therapieangebots beschreibt:

Ein Artikel in der Sonderausgabe des Lancet über psychische Gesundheit von dieser Woche zeigt, dass kognitive Verhaltenstherapie (KVT) wirksam zu sein scheint, wenn sie online und in Echtzeit von einem Therapeuten durchführt wird. Die Verbesserung der Symptome bei Patienten hält mindestens acht Monate an. Diese Therapieform könnte dazu beitragen, das Angebot von KVT in der normalen Patientenversorgung auszuweiten. Die Studie wurde von Dr. David Kessler und seinen Mitarbeitern an der NIHR National School for Primary Care Research der University of Bristol in Großbritannien durchgeführt.

Es ist nach wie vor schwierig, einen Platz für eine KVT zu bekommen, weil es nicht genügend qualifizierte Therapeuten gibt. Andererseits zeigen viele Studien, dass die Behandlung sehr effektiv ist. Daher wurden Computerprogramme entwickelt, die das Therapieangebot verbessern sollen. Allerdings ist nicht klar, ob diese Form der Behandlung auch flexibel genug ist, um auf die individuellen Bedürfnisse von Patienten einzugehen. In dieser Studie untersuchten die Autoren die Wirksamkeit einer Online-KVT für Patienten mit Depressionen in der normalen medizinischen Grundversorgung.

Insgesamt 297 Patienten aus 55 Hausarztpraxen in Bristol, London und Warwickshire in Großbritannien nahmen an dieser Studie teil. Für alle Patienten wurde die Diagnose von klinischen Depressionen bestätigt. Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt. Die 149 Patienten der Behandlungsgruppe nahmen zusätzlich zu ihrer normalen ärztlichen Versorgung an einer Online-KVT teil. Auch die 148 Patienten der Kontrollgruppe hatten die normale Behandlung durch ihren Hausarzt und kamen acht Monate lang auf eine Warteliste für eine spätere Online-KVT. Das Hauptkriterium für den Behandlungserfolg war eine Genesung der Patienten von ihren Depressionen nach vier Monaten.

Aus der Behandlungsgruppe nahmen 113 Patienten bis zur Nachuntersuchung nach vier Monaten an der Studie teil und aus der Kontrollgruppe 97 Patienten. In der Behandlungsgruppe hatten sich nach vier Monaten 38 Prozent der Patienten von ihren Depressionen erholt im Vergleich zu 24 Prozent in der Kontrollgruppe. Nach acht Monaten war dieser Anteil in der Behandlungsgruppe 42 Prozent und in der Kontrollgruppe 26 Prozent. Diese Unterschiede waren statistisch signifikant.

Die Autoren kommen zu dem Schluss: „Die Zahl der Patienten, die eine Online-KVT machen können und es möchten, wird zunehmen. Sie könnte in Gegenden von Nutzen sein, wo das Therapieangebot sehr begrenzt ist. Auch Patienten, deren erste Sprache nicht Englisch ist, könnten von ihr profitieren. Sie könnte den Zugang zu einer Psychotherapie fairer machen und Patienten einen Service in Gegenden oder sogar Ländern anbieten, wo es schwierig ist, einen Therapieplatz zu bekommen. Online-KVT in Echtzeit ist flexibel und kann genauso individuell auf Patienten eingehen wie eine persönliche KVT und eignet sich für Patienten mit schweren Symptomen. Der Behandlungsablauf bietet dem Therapeuten die Möglichkeit, über die Behandlung nachzudenken und sie anzupassen, was ihre Wirksamkeit verbessern könnte.“

In ihrem Begleitkommentar erklären Dr. Gregory E. Simon und Dr. Evette J. Ludman vom Group Health Research Institute in Seattle, WA in den USA, dass neue Kommunikationstechnologien manche herkömmliche Auffassungen über das Wesen der Psychotherapie infrage stellen werden. Zum Beispiel wäre ein täglicher Kontakt zwischen Patient und Therapeut möglich anstelle von einstündigen Sitzungen alle ein oder zwei Wochen. Abschließend schreiben sie: „Traditionelle Therapeuten könnten bei der Aussicht auf kognitiv-verhaltenstherapeutische Callcenter oder live Chatcenter in Übersee, die Patienten jederzeit nutzen können, entsetzt sein. Aber was die Krankenkassen vielleicht erwarten, ist ihre Sicht. Es geht um den klinischen Nutzen und eine ökonomische Lösung für Patienten, nicht um die Wirkung oder den Nutzen für die Kassen.“

Quellen:

Medical News Today, 21. Aug 2009

Kessler et al. Lancet, 2009

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Rubrik: Depression, Online-Therapie, Verhaltenstherapie
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  1. Wie hilft Online-Therapie bei Depressionen? | Ratgeber Gesundheit | Gesundheitsportal MedaVit.de - gesund leben
    September 15th, 2010

    […] gut durchführbar. Dr. Rose Shaw, Psychotherapeutin aus München, stellt im Blog Psychologie Aktuell eine englischsprachige Pressemitteilung von Medical News Today zu der Studie vor, die einige […]

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