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Verringern intensive soziale Beziehungen das Sterberisiko?

31. August 2010

Verringern intensive soziale Beziehungen das SterberisikoDer Mensch ist von Natur aus ein soziales Wesen, und menschliche Beziehungen spielen eine wichtige Rolle für unser seelisches Wohlbefinden. Eine aktuelle Studie zeigt, dass soziale Interaktionen auch das Sterberisiko vermindern, und zwar unabhängig vom Alter und Gesundheitszustand eines Menschen. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der Studie von Ende Juli übersetzt, deren Autoren vermuten, dass Menschen, die sich für andere verantwortlich fühlen, mehr auf ihre Gesundheit achten:

Eine neue Studie von Wissenschaftlern der Brigham Young University (BYU) in den USA zeigt, dass unsere sozialen Beziehungen mit auf die Liste der wichtigsten Faktoren gehören, die das Sterberisiko eines Menschen vorhersagen. Die Professoren Julianne Holt-Lunstad und Timothy Smith von der BYU schreiben in PLoS Medicine, dass soziale Beziehungen – zu Freunden, Familie, Nachbarn oder Kollegen – den „Odds Ratio für Tod” (ein statistisches Maß für das Sterberisiko eines Menschen) um fünfzig Prozent senken. Damit ist ein Mangel an sozialen Interaktionen durchaus mit anderen, besser bekannten Risikofaktoren vergleichbar:

• entspricht 15 Zigaretten am Tag rauchen
• ähnlich wie ein Alkoholiker sein
• schädlicher als keinen Sport treiben
• doppelt so schädlich wie starkes Übergewicht

„Dass ein Mangel an sozialen Beziehungen das Sterberisiko erhöht, wird von Gesundheitsorganisationen und in der Öffentlichkeit immer noch nicht allgemein anerkannt”, schreiben die Herausgeber von PLoS Medicine in einer Zusammenfassung der BYU-Studie, in der sie die Hintergründe für die Untersuchung erläutern.

Die Forscher analysierten die Daten von 148 publizierten Langzeitstudien, in denen die Häufigkeit sozialer Interaktionen von Menschen bestimmt und die Entwicklung ihrer Gesundheit über einen Zeitraum von durchschnittlich siebeneinhalb Jahren verfolgt wurde. Da keine Informationen über die Qualität der Beziehungen zur Verfügung standen, könnte das um fünfzig Prozent verminderte Sterberisiko den positiven Einfluss gesunder Beziehungen unterschätzen.

„Die Daten zeigen einfach nur, ob sie in einem sozialen Netz integriert waren”, sagt Holt-Lunstad. „Das heißt, die Einflüsse negativer und positiver Beziehungen wurden zusammengefasst und ihre Wirkung gemittelt.”

Holt-Lunstad sagt, es gibt viele Möglichkeiten, wie Freunde und Familie einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben können, von einer Berührung, die einen Menschen beruhigt, bis hin zu einen Sinn im Leben finden.

„Wenn sich jemand einer Gruppe zugehörig und für andere Menschen verantwortlich fühlt, gibt ihm das ein Gefühl von Sinn und Zweck im Leben, er kümmert sich mehr um sich selbst und geht weniger Risiken ein”, sagt Holt-Lunstad.

Bei der Analyse der Daten untersuchte Smith genau, ob die Ergebnisse vielleicht vor allem dadurch zustande kommen, dass Menschen sich gegenseitig helfen, die letzten Jahre ihres Lebens zu verlängern.

„Dieser Effekt ist nicht nur bei älteren Menschen zu beobachten”, sagt Smith. „Beziehungen bieten einen Schutz, und zwar in jedem Alter.”

Smith sagt, moderner Komfort und Technik kann dazu führen, dass manche Leute glauben, soziale Netze sein überflüssig.

„Wir Menschen glauben, dass Beziehungen etwas Selbstverständliches sind – wir sind wie Fische, die das Wasser nicht wahrnehmen”, sagt Smith. „Diese ständige Interaktion ist nicht nur gut für unser seelisches Wohlbefinden, sondern sie kommt auch direkt unserer körperlichen Gesundheit zugute.”

Quellen:

Brigham Young University, 27.7.10

Holt-Lunstad et al. PLoS Medicine, Juli 2010

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Rubrik: Alter, Mensch & Gruppe
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