skip to content

Tag: Gehirnaktivität

Warum können Kinder mit Dyslexie dem Unterricht schlechter folgen?

13. November 2009

Manchen Kindern fällt es in der Schule besonders schwer, lesen zu lernen. Eine aktuelle Studie hat nun einen Mechanismus im Gehirn identifiziert, der bei diesen Kindern gestört ist, sodass sie sich auf Sprache nur schwer konzentrieren können. Ich habe die Pressemitteilung der Autoren zusammengefasst und übersetzt.

Eine neue Forschungsuntersuchung zeigt, dass Kinder mit Entwicklungsdyslexie (Leseleistungsschwäche) einen Defekt in einem Mechanismus im Gehirn haben, der eine Rolle bei der Wahrnehmung von Sprache in einer geräuschvollen Umgebung spielt. Die Studie, die Cell Press in der Novemberausgabe von Neuron veröffentlichte, liefert den ersten direkten Beweis, dass sich das auditorische (für das Hören zuständige) Stammhirn des Menschen bemerkenswert schnell umformen und eine Feineinstellung vornehmen kann, die für das Herausfiltern von störenden Geräuschen wichtig ist.


Können Emotionen das Schmerzempfinden beeinflussen?

12. November 2009

Können Emotionen das Schmerzempfinden beeinflussen sViele Menschen greifen bei starken Schmerzen zu Pillen – mit wechselndem Erfolg. Eine neue wissenschaftliche Untersuchung zeigt nun, dass sich Schmerzen auch anders und vielleicht wirksamer lindern lassen. Ich habe die Pressemitteilung der Forscher für Sie übersetzt.

Sie lassen sich diesen Herbst gegen Grippe impfen? Kanadische Wissenschaftler haben festgestellt, wenn man sich dabei auf ein schönes Bild konzentriert, könnte die Impfspritze weniger wehtun. Nach einer neuen Studie von Forschern der Université de Montréal in Nature Precedings, wirken sich negative und positive Emotionen stark auf das Schmerzempfinden eines Menschen aus.


Wie beeinflusst Stress die Leistungsfähigkeit?

3. Februar 2009

Wie beeinflusst Stress die Leistungsfähigkeit sStress ist mitverantwortlich für eine Reihe von psychischen Erkrankungen. Was aber genau im Gehirn passiert, wenn Menschen unter Stress geraten, ist bislang weitgehend unklar.  In einer Studie, die vor einigen Wochen in der Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht wurde, haben Forscher der Rockefeller University versucht, etwas Licht in das Dunkel zu bringen. Die Forscher ließen zwei Gruppen von jeweils 20 Studenten Aufgaben lösen, in denen es u.a. notwendig war, die Aufmerksamkeit zwischen unterschiedlichen Arten von Informationen zu wechseln, um die Aufgabe bewältigen zu können („attention shifting“). Die eine Gruppe befand sich kurz vor einer entscheidenden Prüfung und war nach eigenen Angaben unter Stress. Die andere Gruppe nahm das Studieren gerade leicht („taking it easy“), gab also an, nicht unter Stress zu sein.

In den „Attention-Shifting“-Tests war die Leistungsfähigkeit der gestressten Gruppe tatsächlich erheblich schlechter als die der Kontrollgruppe. Mit Hilfe eines Magnetresonanztomographen konnte außerdem gezeigt werden, dass bei den gestressten Versuchspersonen die Hirnareale im präfrontalen Cortex, die für das Lösen der Aufgaben nötig waren, deutlich niedrigere Aktivität aufwiesen als bei den nicht gestressten.

Stress führt also offensichtlich zu physischen Veränderungen in der Hirnaktivität und damit einhergehend zu einer verminderten Leistungsfähigkeit bei spezifischen Aufgaben.

Die gute Nachricht: Das Gehirn kann sich offensichtlich relativ schnell regenerieren. Als die Forscher die gestressten Studenten einige Zeit nach ihren Prüfungen wieder untersuchten, unterschieden sich ihre Leistungen sich nicht mehr von der Kontrollgruppe.  Auch die Aktivität der entsprechenden Hirnareale war wieder auf dem zu erwartenden Niveau.

Quelle:

Liston et al. Proceedings of the National Academy of Sciences, Jan 2009

Verwandte Artikel:

Beeinträchtigt Stress unser Urteilsvermögen?

Welchen Einfluss hat Zeitdruck auf unsere Leistungsfähigkeit?

Hilft Meditation gegen Stress?

Weitere Links:

Wie hilft Psychotherapie bei Stress und Burn-Out?

Zur Praxis für Psychotherapie in München

Zur Praxis für Psychotherapie in Düsseldorf

Zur Praxis für Psychotherapie in Berlin-Charlottenburg

Zur Praxis für Psychotherapie in Frankfurt


Wie hängt Bulimie mit impulsivem Verhalten zusammen?

20. Januar 2009

Wie hängt Bulimie mit impulsivem Verhalten zusammen sIn der aktuellen Ausgabe von Archives of General Psychiatry ist eine interessante Studie veröffentlicht worden, die wieder einmal aufzeigt, dass die Hirnforschung wichtige Beiträge zur Erklärung (und langfristig wohl auch zur  Behandlung) von psychischen Krankheiten liefern kann.  In einem Experiment gingen Forscher um Rachel Marsh von der Columbia University der Frage nach, ob Frauen mit Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht) grundsätzlich impulsiveres Verhalten zeigen als  Frauen ohne Bulimie. Hierzu wurden zwei Gruppen von 20 Frauen mit bzw. ohne Bulimie einem Test unterzogen, bei dem die zunächst richtig erscheinende Reaktion auf eine Aufgabe nicht die richtige ist. Die Testpersonen wurden also  gezielt einem (falschen) Anfangsimpuls ausgesetzt. Nur wenn man diesem nicht nachgab, konnte man die richtige Antwort geben bzw. die richtige Reaktion zeigen. Während des Experiments wurden zudem die Hirnaktivitäten der Versuchspersonen gemessen.

Die Hypothese der Forscher bestätigte sich: Die Frauen mit Bulimie gaben überzufällig häufig dem (falschen) Anfangsimpuls nach und machten daher mehr Fehler als die Vergleichspersonen. Gleichzeitig konnte gezeigt werden, dass die Hirnareale, die mit bewusster Verhaltenskontrolle in Verbindung gebracht werden, bei den Frauen mit Bulimie nicht im gleichen Maße aktiviert waren wie bei der Vergleichsgruppe.

Diese Ergebnisse sind ein Hinweis, dass Frauen mit Bulimie möglicherweise grundsätzlich impulsiver sind und weniger in der Lage, ihr Verhalten in bestimmten Situationen zu steuern.  Dies entspricht auch den Selbstdarstellungen von Frauen mit Bulimie, die ihre Ess-Attacken  häufig als „totalen Kontrollverlust“ beschreiben.

Quelle:

Marsh et al. Arch Gen Psychiatry 2009;66(1):51-63

Autorin: Dr. Rose Shaw, München

Verwandte Artikel:

Wie viele Frauen leiden unter Essstörungen?

Wie lässt sich Bulimie besiegen ? – eine Betroffene berichtet

Was beeinflusst unser Essverhalten?

Wie hilft Psychotherapie bei Essstörungen?


Warum neigen wir dazu, mit der Masse zu gehen?

15. Januar 2009

Warum neigen wir dazu, mit der Masse zu gehen-1In der heute veröffentlichten Ausgabe der Zeitschrift Neuron ist eine interessante Studie erschienen, in der über die spezifischen Hirnaktivitäten berichtet wird, die offenbar unsere Neigung „der Mehrheit zu folgen“ erklären helfen.

Dass Gruppenmeinungen einen erheblichen Einfluss auf eigene Entscheidungen haben, ist bereits in vielen Untersuchungen nachgewiesen worden.  Die zugrundeliegenden neuronalen Gehirnaktivitäten sind bislang allerdings noch weitgehend unklar.  Der Autor der Studie, Vasily Klucharev vom F.C. Donders Center for Cognitive Neuroimaging in den Niederlanden,  vertritt folgende Hypothese:  Soziale Konformität wird durch „Verstärkungslernen“ hergestellt. Konkret heisst dies: Sozial konformes Verhalten wird von der Gruppe belohnt und verstärkt daher entsprechendes Individualverhalten in der Zukunft.  Ein wesentliches Element für Verhaltensänderungen im Konzept des Verstärkungslernen ist der sogenannte „Vorhersagefehler“ (predicition error), d.h. die Diskrepanz zwischen erwarteten und tatsächlichem Ergebnis eines Verhaltens.  Dieser (erkannte) Vorhersagefehler erzeugt im Menschen das Bedürfnis zur Verhaltensanpassung (damit dieser Fehler in Zukunft nicht mehr eintritt).

In ihrem Experiment untersuchte das Team von Klucharev die Hirnaktivität von Personen, die zunächst die Attraktivität von präsentierten Gesichtern bewerten sollten und anschließend erfuhren, welche Einschätzungen die Mehrheit einer Gruppe hierzu hatte.  Wie in vielen Studien zuvor, passten die Versuchspersonen auch in diesem Experiment ihr Urteil der Mehrheitsmeinung an. Gleichzeitig konnte jedoch auch gezeigt werden, dass dieser Anpassungprozess einhergeht mit verstärkter neuronaler Aktivität in den Gehirnregionen, die mit Belohnungserwartung und -bewertung in Verbindung gebracht werden. Das Ergebnis: Je höher die Aktivität in dieser Region, desto eher passten die Versuchspersonen ihre Meinung der Mehrheitsmeinung an.

Was bedeutet dies? Die Ergebnisse sind ein starker Indikator, dass nicht nur individuelles, sondern auch soziales Verhalten über klassisches Verstärkungslernen (übrigens einer der Grundpfeiler der Vehaltenstherapie)  beschrieben und erklärt werden kann. Außerdem sind sie ein weiterer faszinierender Beleg für die seit Jahren steigende Bedeutung der Hirnforschung für die Beschreibung und Erklärung von menschlichem Verhalten.

Quelle:

Klucharev et al. Neuron, Jan 2009

Verwandte Artikel:

Macht hoher sozialer Status glücklich?

Ist Einsamkeit ansteckend?

Was ist der Zusammenhang zwischen Psychologie und Klimawandel?

Beeinflussen Mode-Models das Selbstwertgefühl von Frauen?

Weitere Links:

Zur Praxis für Psychotherapie in München

Zur Praxis für Psychotherapie in Düsseldorf

Zur Praxis für Psychotherapie in Berlin-Charlottenburg

Zur Praxis für Psychotherapie in Frankfurt


Haben depressive Menschen ein höheres Schmerzempfinden?

29. Dezember 2008

Forscher der University of California San Diego, La Jolla haben in der Novemberausgabe der Archives of General Psychiatry eine Studie veröffentlicht, die einen Beitrag zur Aufklärung des Zusammenhangs zwischen Depressionen und Schmerzen liefern soll. Hintergrund ist, dass Depression und chronische Schmerzen häufig Hand in Hand gehen. Die Autoren verweisen darauf, dass mehr als 75% der Patienten mit Depressionen auch von wiederkehrenden oder chronischen Schmerzen berichten. Umgekehrt kann man – so die Forscher – davon ausgehen, dass zwischen 30% und 60% der Schmerzpatienten auch Symptome einer Depression zeigen.

Um herauszufinden, wie sich das Schmerzempfinden unterscheidet, wurden zwei Gruppen von jeweils 15 depressiven und nicht depressiven Personen untersucht. Jede Versuchsperson wurde an ihrem Arm schmerzhaften Empfindungen (durch Hitze) ausgesetzt. Die Hirn-Reaktionen des Versuchspersonen wurden durch einen Magnetresonanztomographen gemessen (das sind die klaustrophobisch engen Röhren, in die Menschen hineingeschoben werden, nicht ohne den Hinweis des Arztes, dass man jetzt wirklich keine Angst haben muss…)  Bevor schmerzhaftes Empfinden ausgelöst wurde, wurden den Versuchspersonen Symbole gezeig, die ihnen ankündigten, ob die nun folgende Empfindung schmerzhaft sein würde oder nicht.

Tatsächlich ließen sich bei den depressiven Versuchspersonen bereits bei der Ankündigung von Schmerz höhere Aktivität in den „Schmerzregionen“ des Gehirns feststellen als bei der Kontrollgruppe. Zudem zeigten die depressiven Personen während des Schmerzempfindens eine geringere Aktivität in den Hirnarealen, die das Schmerzempfinden verringern. Warum dies so ist, soll künftige Forschung klären. Dies wäre insofern sinnvoll als dass – so die Autoren – die effektive Behandlung von Depressionen häufig durch das gemeinsame Auftreten von Depressionen mit Schmerzen erschwert wird.

Quelle:

Strigo et al. Archives of General Psychiatry 2008; 65(11): 1275-1284

Verwandte Artikel:

Können Emotionen das Schmerzempfinden beeinflussen?

Wie hängen Schmerzen und Depressionen zusammen?

Weitere Links:

Wie hilft Psychotherapie bei chronischen Schmerzen?

Wie hilft Psychotherapie bei Depressionen?

Zur Praxis für Psychotherapie in München

Zur Praxis für Psychotherapie in Düsseldorf

Zur Praxis für Psychotherapie in Berlin-Charlottenburg


Woher kommen „die guten alten Zeiten“?

17. Dezember 2008

Warum tendieren ältere Menschen dazu, die Vergangenheit durch eine rosa-rote Brille zu betrachten? Forscher der University of Alberta (Kanada)und der Duke University (USA) haben heraufgefunden, dass das Gehirn  alter Menschen offensichtlich nicht mehr so gut in der Lage ist, negative Erinnerungen zu speichern (veröffentlicht gestern online in Psychological Sciences). Hierzu wurden jungen und älteren (70+ Jahre) Menschen Bilder gezeigt, die entweder neutrale oder sehr negative Ereignisse zeigten. Die Teilnehmer des Versuchs wurden gebeten einzuschätzen, wie angenehm sie jedes einzelne Bild empfanden. Gleichzeitig wurden ihre Gehirnaktivitäten gemessen. 30 Minuten später wurden die Versuchspersonen (überraschend) gebeten, die gezeigten Inhalte wiederzugeben. Im Ergebnis erinnerten die älteren Menschen deutlich weniger negative Bilder als die jüngeren. Die Hirnmessungen zeigten, dass zwar ähnliche Areale an der Speicherung der Informationen beteiligt waren, diese aber bei den Senioren anders als bei den Jüngeren mit den übrigen Hirnarealen interagierten. Tatsächlich scheinen bei den älteren Menschen eher kognitive Areale als emotionale an der Speicherung der negativen Bilder beteiligt zu sein.

Dieser Befund passt zu einer Studie, die die Autoren Anfang diesen Jahres in der Zeitschrift Neurobiology of Aging veröffentlicht haben.  Hier konnten sie zeigen, dass Senioren besser als junge Menschen in der Lage sind, ihre Emotionen bei der Bewältigung von belastenden Ereignissen zu kontrollieren.

Insgesamt könnten sich diese Ergebnisse als wichtig herausstellen, um unter anderem einzelne Aspekte von Depressionen und Angstzustände besser zu verstehen, zum Beispiel die vergleichsweise schlechtere emotionale Verarbeitung von belastenden Ereignissen; -außerdem lassen sie die Jüngeren vielleicht etwas gelassener mit den Verklärungen der Senioren umgehen, denn sie wissen nun: Bald werden wir es sein, die von der guten alten Zeit schwärmen.

Mehr zu der Studie

Verwandte Artikel:

Werden wir im Alter glücklicher?

Lässt sich Wut soziologisch erklären?

Verändert Depression die Erinnerung an Schmerzen?

Hängt die Fähigkeit zu vergeben vom Alter ab?

Weitere Links:

Zur Praxis für Psychotherapie in München

Zur Praxis für Psychotherapie in Düsseldorf

Zur Praxis für Psychotherapie in Berlin-Charlottenburg

Zur Praxis für Psychotherapie in Frankfurt


Zurück zum Anfang