3. November 2011
Ob Hochzeit oder Beerdigung – auch nach sehr emotionalen Ereignissen kehrt der Mensch immer wieder zu einem emotionalen Ausgangspunkt zurück, der für jeden Menschen typisch ist. Eine aktuelle Studie hat untersucht, ob dieser individuelle Normalzustand angeboren ist oder erworben wird. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der Studie von Anfang Oktober übersetzt, die demnächst in dem Fachjournal Psychological Science erscheinen wird:
Unsere Lebenserfahrungen – die Höhen und Tiefen und alles dazwischen – formen uns, sie begleiten uns und beeinflussen unseren emotionalen Grundzustand als Erwachsene. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie unter Leitung von Forschern der Virginia Commonwealth University (VCU) in den USA.
Die Studie zeigt, dass außer unseren Genen auch unsere Lebenserfahrungen einen wichtigen Einfluss auf unsere Neigung zu Ängsten und Depressionen haben.
22. Oktober 2011
Goldfischen wird nachgesagt, dass sie nicht sehr schlau sind, weil sie sich einfach nichts merken können. Dafür wirken sie aber immer ruhig und zufrieden. Oder gerade deshalb? In einer aktuellen Studie haben Forscher Mäuse mit einem besonders guten Gedächtnis für negative Erfahrungen hergestellt und gezeigt, dass die Tiere gestresst und verängstigt sind. Wir haben einen Presseartikel über die Studie von Anfang Oktober übersetzt, die zu neuen Behandlungen für stressbedingte Erkrankungen führen könnte:
Ein Forscherteam von der University of Leicester in England sagt, es hat die Nervenzellen entdeckt, die im Gehirn für die Bewältigung von Stress verantwortlich sind.
Die Neurowissenschaftler scheinen einen wichtigen Schritt vorwärts gemacht zu haben, um die biologischen Mechanismen des Stresses zu verstehen und welche Rolle das Gehirn dabei spielt, seine Auswirkungen zu begrenzen. Sie sagen, sie haben „dünne“ und „pilzförmige“ Fortsätze von Nervenzellen entdeckt, die für das Lernen und das Gedächtnis verantwortlich sind. Wichtiger noch sagen sie, dass diese Zellen imstande sind Erinnerungen an Geschehenes zu verändern, sodass schmerzhafte oder traumatische Erinnerungen weniger deutlich sind.
3. Juli 2011
Menschen mit einer Klaustrophobie können manchmal recht gut durchs Leben kommen, indem sie zum Beispiel Treppen laufen und nicht Fahrstuhl fahren. Aber ein MRT-Scan kann für solche Patienten zu einem ernsthaften Problem werden. Eine neue Studie konnte nun zeigen, dass die räumliche Wahrnehmung von Klaustrophobikern nicht normal ist. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der Studie vom April übersetzt, die in der Klaustrophobie den Extremfall einer normalen Angstreaktion sieht:
Wir alle bewegen uns in dem Raum in unserer unmittelbaren Nähe wie in einer Schutzblase, die besser als die persönliche Sphäre eines Menschen bekannt ist. Aber die Größe dieser Blase ist nicht bei jedem gleich. Eine neue Studie zeigt, dass Menschen eher zu klaustrophobischen Ängsten neigen, wenn die persönliche Sphäre um ihren Körper herum über die Norm einer Armlänge hinausreicht. Die Studie, die in dem Fachjournal Cognition erscheint, ist eine der ersten, die gezielt die Mechanismen der Wahrnehmung bei klaustrophobischen Ängsten untersucht hat.
„Wir haben festgestellt, dass Menschen, die stärker zu klaustrophobischen Ängsten neigen, übertrieben empfindlich auf Dinge in ihrer unmittelbaren Nähe reagieren“, sagt die Leiterin der Studie Stella Lourenco, eine Psychologin von der Emory University in den USA. „Im Moment wissen wir noch nicht, ob es die verzerrte räumliche Wahrnehmung ist, die die Angst hervorruft, oder umgekehrt. Beides ist möglich.“
26. März 2011
Eine Online-Psychotherapie bietet eine Reihe von potenziellen praktischen Vorteilen und kann bei vielen psychischen Erkrankungen wirksam sein. Bei sozialen Angststörungen etwa könnte sie Patienten helfen, die sonst vielleicht keinen Therapeuten aufsuchen würden. Eine aktuelle Studie des Psychologen Thomas Berger von der Universität Bern in Zusammenarbeit mit dem Karolinska-Institut in Schweden hat verschiedene Formen der Online-Kommunikation zwischen Patient und Therapeut untersucht und zeigt, dass in diesem Fall alle sehr effektiv waren. Wir haben diesmal die Zusammenfassung der wissenschaftlichen Veröffentlichung übersetzt, sie aber für den Blog etwas vereinfacht:
Mehrere Forschungsgruppen haben in kontrollierten Studien unabhängig voneinander die Wirksamkeit von Selbsthilfeprogrammen für soziale Angststörungen nachgewiesen, die über das Internet angeboten werden und nur minimale Unterstützung durch einen Therapeuten per E-Mail erfordern. Aber die Rolle und Notwendigkeit der Anleitung durch einen Therapeuten ist immer noch weitgehend unklar.
Diese Studie verglich den Nutzen eines zehnwöchigen Selbsthilfeprogramms für soziale Angststörungen, das online und ohne Anleitung durch einen Therapeuten angeboten wurde, mit derselben Behandlung, die durch eine minimale, aber wöchentliche Unterstützung durch einen Therapeuten per E-Mail ergänzt wurde. Außerdem wurde noch eine dritte Behandlungsmethode untersucht, bei der die Unterstützung flexibel gehandhabt wurde und je nach Wunsch und Bedarf des Patienten von gar keiner Unterstützung, über Kontakt per E-Mail bis zu Telefonaten reichen konnte.
20. März 2011
Ob eine Psychotherapie ein Erfolg ist oder nicht, ist normalerweise eine Frage der Einschätzung des Therapeuten und Patienten. Eine aktuelle Studie hat die Gehirnaktivität bei Patienten im Laufe einer Therapie untersucht und zeigt, dass sich das Behandlungsergebnis objektiv messen und quantifizieren lässt. Wir haben die Presseerklärung des Herausgebers der Studie vom Februar übersetzt, deren methodischer Ansatz die Entwicklung verbesserter Therapien erleichtern könnte:
Wie sehen die Veränderungen im Gehirn eines Patienten aus, der auf eine Psychotherapie anspricht? Diese Frage wollte ein Team von kanadischen Psychologen bei Patienten mit sozialen Angststörungen untersuchen. Die Ergebnisse der Studie wurden nun in Psychological Science, einem Journal der Association for Psychological Science, veröffentlicht.
Soziale Angststörungen sind eine häufige psychische Erkrankung, deren Kennzeichen eine übermächtige Furcht vor sozialen Interaktionen und vor einer Verurteilung durch andere sind. Bei Patienten mit dieser Störung können sowohl Medikamente als auch Psychotherapie effektiv sein. Aber die neurologischen Auswirkungen der Psychotherapie sind weit weniger gut untersucht als die Veränderungen, die Medikamente im Gehirn hervorrufen.
„Wir wollten die Veränderungen im Gehirn beobachten, während ein Mensch eine Psychotherapie macht“, sagt Vladimir Miskovic, ein Doktorand an der McMaster University in Kanada und erster Autor der Studie.
9. März 2011
Eine Verhaltenstherapie für posttraumatische Belastungsstörungen setzt voraus, dass das traumatische Ereignis vorüber ist. Bei Soldaten kann das bedeuten, dass die Therapie erst nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst möglich ist. Eine aktuelle Studie hat als Alternative eine Behandlung mithilfe einer virtuellen Realität untersucht. Wir haben die Presseerklärung des Herausgebers der Studie vom Februar übersetzt, die zeigt, dass solch eine Behandlung auch bei aktiven Soldaten effektiv ist:
Ein Artikel, der in der nächsten Ausgabe des Journal of Traumatic Stress erscheint, ist einer der Ersten, der die Wirksamkeit einer Expositionstherapie bei aktiven Militärangehörigen mit posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) nachweist. Die Studie zeigt, dass Expositionstherapie mithilfe einer virtuellen Realität nach durchschnittlich sieben Therapiesitzungen zu einer deutlichen Verminderung von PTBS-Symptomen führte. Außerdem berichteten 62% der Patienten von Veränderungen ihrer PTBS-Symptome, die zuverlässig und von klinischer Bedeutung waren.
5. März 2011
Patienten mit Hypochondrie benutzen häufig das Internet, um sich mit Gesundheitsthemen zu beschäftigen, auch weil sie ein schwieriges persönliches Verhältnis zu Ärzten haben können. Eine neue Studie zeigt, dass eine Online-Psychotherapie bei diesen Patienten sehr erfolgreich sein kann. Wir haben die Presseerklärung des Herausgebers der Studie von dieser Woche übersetzt, die auch auf die praktischen Vorteile der Online-Therapie für Patienten allgemein eingeht:
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) über das Internet ist eine effektive Behandlung für Patienten mit Hypochondrie. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie schwedischer Forscher, die in der Märzausgabe des British Journal of Psychiatry erscheint.
Hypochondrie wird auch als Gesundheitsangst bezeichnet. Menschen mit dieser Störung leiden unter der Angst, dass körperliche Symptome Anzeichen für eine ernsthafte Krankheit sein könnten – auch wenn sich bei ihnen medizinisch keine Erkrankung nachweisen lässt. Hypochondrie kann für Patienten sehr kräftezehrend sein, und das Risiko, arbeitslos zu werden und chronische Behinderungen zu entwickeln, ist erhöht. Untersuchungen haben gezeigt, dass KVT eine wirksame Behandlung für Hypochondrie ist, aber diese Therapie ist oft nicht verfügbar, da sie teuer ist und ein Mangel an ausgebildeten Therapeuten besteht.
10. Januar 2011
Beim Biofeedback lernen Patienten, normalerweise unbewusste Körperreaktionen selbst zu beeinflussen. Eine aktuelle Untersuchung zeigt die Wirksamkeit des Verfahrens als Behandlung für Patienten mit Panikstörungen. Wir haben einen Presseartikel über die Studie von Physorg.com vom Dezember übersetzt, der das Biofeedback mit einer konventionellen Verhaltenstherapie vergleicht:
Menschen, die unter Panikstörungen leiden, können mithilfe eines neuen Behandlungsprogramms lernen Angstsymptome zu reduzieren, indem sie ihre Atmung normalisieren. Eine neue Studie zeigt, dass die Methode Symptome einer Panikattacke und Hyperventilation besser reduziert als eine traditionelle kognitive Verhaltenstherapie.
Wir nennen das biologische Verhaltenstherapie-Programm CART (Capnometry-Assisted Respiratory Training), sagt die Psychologin Alicia E. Meuret, eine Expertin für Panikstörungen an der Southern Methodist University in Dallas, Texas.
15. Dezember 2010
Verhaltenstherapie kann bei Angststörungen sehr effektiv sein, hilft aber nicht allen Patienten. Amerikanische Forscher haben die Gehirnaktivität von Patienten mit Angststörungen untersucht und festgestellt, dass ihr Angstzentrum im Gehirn auf potenzielle Bedrohungen ganz unterschiedlich reagieren kann. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der Studie vom November übersetzt, die helfen könnte, die Verhaltenstherapie für bestimmte Patientengruppen anzupassen:
Ein Hirnscan mit funktionellem MRT (fMRT) reicht aus um vorherzusagen, welche Patienten mit pädiatrischen Angststörungen auf eine „Gesprächstherapie“ ansprechen und keine medikamentöse Behandlung brauchen werden, sagen Neurowissenschaftler vom Georgetown University Medical Center in den USA.
Ihre Studie, die auf der Jahrestagung der Society for Neuroscience in San Diego präsentiert wurde, zeigte, dass Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis sechzehn Jahren, die mit Angst reagierten, wenn sie auf einem Bildschirm im fMRT-Scanner fröhliche Gesichter sahen, am wenigsten von einer achtwöchigen Verhaltenstherapie profitierten.
Dagegen stellten die Forscher fest, dass Kinder, die auf ängstliche Gesichter selbst mit Angst reagierten, von der Behandlung profitierten, die auch als Gesprächstherapie bekannt ist.
19. Juni 2010
Sport und Meditation kann Patienten mit den verschiedensten körperlichen und psychischen Erkrankungen helfen. Eine aktuelle Studie hat die Wirkung von Tai Chi, das Elemente von Beidem vereint, untersucht und zeigt eine positive Wirkung der traditionellen chinesischen Technik bei Patienten mit Stimmungs- und anderen Störungen. Wir haben die Presseerklärung des Herausgebers der Studie vom Mai übersetzt, die auch auf die methodischen Schwierigkeiten bei der Untersuchung solcher Effekte hinweist:
Tai Chi ist eine von fernöstlichen Kampfkünsten abgeleitete Form der Bewegungsmeditation. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Tai Chi bei gesunden Menschen und chronisch Kranken Stress, Ängste und Depressionen abbauen sowie die Stimmung heben kann. Eine systematische Auswertung dieser Studien, die in dem öffentlich zugänglichen Journal BMC Complementary and Alternative Medicine erschien, kam nun zu dem Ergebnis, dass Thai Chi tatsächlich positive Auswirkungen auf die Psyche zu haben scheint. Aber um diese Effekte genauer zu untersuchen, sind weitere, besser durchgeführte randomisierte Studien nötig.