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Führt Psychotherapie zu Strukturveränderungen im Gehirn?

20. März 2011

Ist Beliebtheit genetisch sOb eine Psychotherapie ein Erfolg ist oder nicht, ist normalerweise eine Frage der Einschätzung des Therapeuten und Patienten. Eine aktuelle Studie hat die Gehirnaktivität bei Patienten im Laufe einer Therapie untersucht und zeigt, dass sich das Behandlungsergebnis objektiv messen und quantifizieren lässt. Wir haben die Presseerklärung des Herausgebers der Studie vom Februar übersetzt, deren methodischer Ansatz die Entwicklung verbesserter Therapien erleichtern könnte:

Wie sehen die Veränderungen im Gehirn eines Patienten aus, der auf eine Psychotherapie anspricht? Diese Frage wollte ein Team von kanadischen Psychologen bei Patienten mit sozialen Angststörungen untersuchen. Die Ergebnisse der Studie wurden nun in Psychological Science, einem Journal der Association for Psychological Science, veröffentlicht.

Soziale Angststörungen sind eine häufige psychische Erkrankung, deren Kennzeichen eine übermächtige Furcht vor sozialen Interaktionen und vor einer Verurteilung durch andere sind. Bei Patienten mit dieser Störung können sowohl Medikamente als auch Psychotherapie effektiv sein. Aber die neurologischen Auswirkungen der Psychotherapie sind weit weniger gut untersucht als die Veränderungen, die Medikamente im Gehirn hervorrufen.

„Wir wollten die Veränderungen im Gehirn beobachten, während ein Mensch eine Psychotherapie macht“, sagt Vladimir Miskovic, ein Doktorand an der McMaster University in Kanada und erster Autor der Studie.

Für die Studie benutzte das Team—unter Leitung von David Moscovitch von der University of Waterloo und in Zusammenarbeit mit Louis Schmidt, Diane Santesso und Randi McCabe von der McMaster University sowie Martin Antony von der Ryerson UniversityEEGs (Elektroenzephalogramme), mit denen man Gehirnströme und ihre Wechselwirkungen in Echtzeit messen kann. Dabei konzentrierten sie sich auf die „Delta-Beta-Kupplung“, deren Stärke zunimmt, je mehr Angst ein Mensch hat.

An der Studie nahmen 25 Erwachsene mit sozialen Angststörungen teil, die an einer Klinik in Hamilton in Ontario behandelt wurden. Die Patienten hatten zwölf wöchentliche Gruppensitzungen kognitive Verhaltenstherapie, eine strukturierte Methode, die Menschen hilft, die Gedankenmuster zu identifizieren (und zu hinterfragen), die ihre schmerzhaften und selbstzerstörerischen Verhaltensweisen aufrechterhalten.

Die Teilnehmer der beiden Kontrollgruppen—Studenten mit extrem hohen oder niedrigen Testwerten für Symptome von sozialen Angststörungen—hatten keine Psychotherapie.

Die Forscher machten bei jedem Patienten vier EEG-Tests—zwei vor der Behandlung, einen nach der Hälfte der Therapiesitzungen und einen zwei Wochen nach der letzten Sitzung. Dafür machten sie bei den Teilnehmern EEG-Messungen jeweils in Ruhe und dann während einer belastenden Testaufgabe: eine kurze Vorbereitung für eine improvisierte Rede über ein kontroverses Thema wie Todesstrafe oder gleichgeschlechtliche Ehe. Den Teilnehmern wurde gesagt, sie würden die Rede vor zwei Zuhörern und einer laufenden Videokamera halten. Außerdem machten die Forscher umfangreiche psychologische Tests, mit denen sie die Befürchtungen und Ängste der Patienten quantifizierten.

Der Vergleich der Patienten-EEGs vor und nach der Therapie mit den EEGs der Kontrollgruppen zeigte: Vor der Therapie ähnelte die Delta-Beta-Kopplung in den EEGs der Patientengruppe der Kontrollgruppe mit starken Ängsten und war viel stärker als in der Kontrollgruppe mit geringen Ängsten. Nach der Hälfte der Therapie verbesserten sich die EEG-Resultate der Patienten parallel zu den Verbesserungen der Symptome, die Ärzte und die Patienten selbst beobachten konnten. Am Ende ähnelten die Testergebnisse der Patienten denen der Kontrollgruppe mit geringen Ängsten.

„Wir können noch nicht behaupten, dass Psychotherapie Veränderungen im Gehirn hervorruft”, mahnt Miskovic zur Vorsicht. Zum Beispiel nahmen manche der Patienten Medikamente, die sich auf die Ergebnisse ausgewirkt haben könnten. Aber die Studie, die von der Ontario Mental Health Foundation finanziert wurde, ist „ein wichtiger erster Schritt“ in diese Richtung, und um die biologischen Grundlagen der Angst zu verstehen und bessere Behandlungsmethoden zu entwickeln.

Die Ergebnisse könnten auch unsere Vorstellungen von einer Psychotherapie ändern. „Laien sind oft der Meinung, dass eine Gesprächstherapie nichts ,Reales’ ist. Aber Medikamente verbinden sie mit harter Wissenschaft und physiologischen Veränderungen“, sagt Miskovic. „Am Ende muss aber die Wirksamkeit jeder Therapie auf Vorgängen im Gehirn und im Nervensystem beruhen. Ohne Veränderungen im Gehirn sind Veränderung des Verhaltens oder der Gefühle nicht möglich.“

Quellen:

Association for Psychological Science, 14. Feb 2011

Miskovic et al. Psychological Science, März 2011

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Rubrik: Angst- & Panikstörung, Hirnforschung, Verhaltenstherapie
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