skip to content

Archiv für Dezember 2008

Wie und wann lassen sich Paare helfen?

31. Dezember 2008

In der Januarausgabe des Journal of Marital and Family Therapy stellen Forscher der Texas A&M University und der University of Denver eine Studie vor, mit sie herausfinden wollten, welche Art von Unterstützung Paare mit Beziehungsprobleme in Anspruch nehmen, um ihre Probleme zu lösen. Auch wenn die Studie auf die Verhältnisse in Deutschland nur mit Einschränkungen übertragbar ist, enthält sie doch einige interessante Befunde. Die Autoren beobachteten 213 Paare über einen Zeitraum von 5 Jahren seit ihrer Hochzeit. Erfasst wurden auftretende Beziehungsprobleme und die Inanspruchnahme externer Unterstützung um sie zu lösen. Als externe Unterstützung wurde gewertet das Konsultieren von Fachbüchern, der Besuch von „Beziehungsworkshops“ (in den USA recht verbreitet, in der Regel von Kirchen angeboten) sowie die Inanspruchnahme von Paartherapie. Tatsächlich nahmen ein gutes Drittel (36%) der untersuchten Paare in den ersten 5 Jahren ihrer Beziehung eine oder mehrere der o.a. Unterstützungsleistungen in Anspruch. Das erstaunt nicht, wenn man sich vor Augen führt, dass zu jedem beliebigen Zeitpunkt 20% der Beziehungen in USA als belastet gelten und langfristig 40% aller Ehen mit einer Scheidung enden.  Die Scheidungsrate in Deutschland sind etwas niedriger, aber auf ähnlichem Niveau (etwa 35%).

Die Autoren verweisen in ihrem Artikel auf ergänzende Befunde aus anderen Erhebungen: Der Anteil der inzwischen getrennten Paare, die vorher versuchten, ihre Scheidung durch Paartherapie zu verhindern, beträgt in den USA 37%. Oder auf alle verheirateten Paare in den USA bezogen:  19% nehmen zu mindestens einem Zeitpunkt ihrer Beziehung Paartherapie in Anspruch.  Dies allerdings sehr spät: Im Durchschnitt (!) entscheiden sich Paare erst nach 6 Jahren gravierender Probleme für eine Paartherapie.

Das entspricht leider auch unseren Erfahrungen in der Praxis: Immer wieder treffen wir auf Paare, die bereits seit vielen Jahren in schwerer See sind. Oftmals ist es dann bereits zu spät für eine wirksame Lösung der Konflikte. Die Partner haben sich emotional bereits zu weit voneinander entfernt, so dass in diesen Fällen die Paartherapie bestenfalls dazu genutzt werden kann, eine einvernehmliche Trennung zu begleiten.

Quelle:

Doss et al. Journal of Marital & Family Therapy, Jan 2009

Verwandte Artikel:

Welche Rolle spielen Hormone beim Ehestreit?

Wie lange hält sich die Romantik in der Beziehung?

Welchen Einfluss haben Kinder auf das Beziehungsglück?

Weitere Links:

Was ist unser Angebot für Paare?

Zur Praxis für Psychotherapie in München

Zur Praxis für Psychotherapie in Düsseldorf

Zur Praxis für Psychotherapie in Berlin-Charlottenburg


Kann Schlafmangel zu Herzproblemen führen?

30. Dezember 2008

Forscher der University of Chicago haben in einer Studie mit 495 Männern und Frauen den Einfluss der Schlafdauer auf das Risiko von Arterienverkalkungen untersucht und dabei einen überraschend eindeutigen Zusammenhang zwischen geringer Schlafdauer und starker Verkalkung der Arterien festgestellt. Hierzu wurden im Abstand von 5 Jahren mittels Computertomographie die Ausprägung der Verkalkung gemessen sowie die Schlafgewohnheiten der Versuchspersonen erhoben.

Über die bisherigen bekannten Risikofaktoren (u.a. Alter, Rauchen, Bluthochdruck, Übergewicht) lässt sich der Zusammenhang zwischen Schlafmangel und Verkalkung (=erhöhtes Herzinfarktrisiko) nicht erklären. Dies heißt jedoch nicht, dass der Zusammenhang zwischen Schlafmangel und Koronoarverkalkung kausal sein muss. Denkbar ist auch, dass es eine bislang unbekannte Risikovariable gibt, die sowohl zu Schlafmangel als auch zur Koronarverkalkung führt. Dies wird künftige Forschung zeigen müssen.

Als gesichert gilt unter Schlafforschern jedoch die allgemeine Erkenntnis, dass die durchschnittliche Schlafdauer in den westlichen Gesellschaften in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen ist (von 9 auf 7,5 Stunden) und dass der reduzierte Schlaf negative Konsequenzen für die Gesundheit hat.

Zur Pressemitteilung der University of Chicago

Verwandte Artikel:

Hilft Schäfchenzählen bei Einschlafproblemen?

Wie lässt sich zu wenig Schlaf „nachholen”?

Was kann man gegen Schlafstörungen tun?

Wie hilft Psychotherapie bei Schlafstörungen?


Haben depressive Menschen ein höheres Schmerzempfinden?

29. Dezember 2008

Forscher der University of California San Diego, La Jolla haben in der Novemberausgabe der Archives of General Psychiatry eine Studie veröffentlicht, die einen Beitrag zur Aufklärung des Zusammenhangs zwischen Depressionen und Schmerzen liefern soll. Hintergrund ist, dass Depression und chronische Schmerzen häufig Hand in Hand gehen. Die Autoren verweisen darauf, dass mehr als 75% der Patienten mit Depressionen auch von wiederkehrenden oder chronischen Schmerzen berichten. Umgekehrt kann man – so die Forscher – davon ausgehen, dass zwischen 30% und 60% der Schmerzpatienten auch Symptome einer Depression zeigen.

Um herauszufinden, wie sich das Schmerzempfinden unterscheidet, wurden zwei Gruppen von jeweils 15 depressiven und nicht depressiven Personen untersucht. Jede Versuchsperson wurde an ihrem Arm schmerzhaften Empfindungen (durch Hitze) ausgesetzt. Die Hirn-Reaktionen des Versuchspersonen wurden durch einen Magnetresonanztomographen gemessen (das sind die klaustrophobisch engen Röhren, in die Menschen hineingeschoben werden, nicht ohne den Hinweis des Arztes, dass man jetzt wirklich keine Angst haben muss…)  Bevor schmerzhaftes Empfinden ausgelöst wurde, wurden den Versuchspersonen Symbole gezeig, die ihnen ankündigten, ob die nun folgende Empfindung schmerzhaft sein würde oder nicht.

Tatsächlich ließen sich bei den depressiven Versuchspersonen bereits bei der Ankündigung von Schmerz höhere Aktivität in den „Schmerzregionen“ des Gehirns feststellen als bei der Kontrollgruppe. Zudem zeigten die depressiven Personen während des Schmerzempfindens eine geringere Aktivität in den Hirnarealen, die das Schmerzempfinden verringern. Warum dies so ist, soll künftige Forschung klären. Dies wäre insofern sinnvoll als dass – so die Autoren – die effektive Behandlung von Depressionen häufig durch das gemeinsame Auftreten von Depressionen mit Schmerzen erschwert wird.

Quelle:

Strigo et al. Archives of General Psychiatry 2008; 65(11): 1275-1284

Verwandte Artikel:

Können Emotionen das Schmerzempfinden beeinflussen?

Wie hängen Schmerzen und Depressionen zusammen?

Weitere Links:

Wie hilft Psychotherapie bei chronischen Schmerzen?

Wie hilft Psychotherapie bei Depressionen?

Zur Praxis für Psychotherapie in München

Zur Praxis für Psychotherapie in Düsseldorf

Zur Praxis für Psychotherapie in Berlin-Charlottenburg


Welchen Einfluss hat ein Spaziergang auf unsere Leistungsfähigkeit?

28. Dezember 2008

Offensichtlich hängt das ganz davon ab, wo man spazierengeht! Folgt man den Autoren einer aktuellen Studie, die in der Zeitschrift Psychological Science (12/2008) veröffentlicht wurde, dann steigert ein Spaziergang in der Natur nachweislich die mentale Leistungsfähigkeit; – nicht jedoch ein Spaziergang durch die Stadt. In ihrem Experiment stellten Forscher der University of Michigan eine Gruppe von Versuchspersonen zusammen, die zunächst Gedächtnis- und Aufmerksamkeitstests absolvierten. Anschließend wurde die Teilnehmer zu einem Spaziergang entweder durch die Stadt oder durch einen Park geschickt. Nach ihren Spaziergängen wurden die Tests wiederholt.

Die Ergebnisse waren eindeutig: Die Gedächtnis und Aufmersamkeitsleistung waren nach einem Spaziergang durch den Park deutlich höher als vorher. Ein Spaziergang durch die Stadt hatte demgegenüber keine positiven Effekte.

Welche Erklärung bietet sich hierfür an? Die Autoren äußern die Vermutung, dass die Auseinandersetzung mit städtische Umgebung unser Gehirn in höherem Maße beansprucht, da das urbane Umfeld im Vergleich zur Natur komplexer und verwirrender ist. Natur-Umgebung  ist „ästhetischer“, bieter weniger Stimuli und  Kontraste und beansprucht daher nicht so viel Energie zur Dechiffrierung und Interpretation. Daher führt ein Spaziergang in der Natur dazu, dass wir uns mental besser regenerieren –  mit nachweislich positiven Auswirkungen auf unsere Leistungsfähigkeit.

Quelle:

Berman et al. Psychological Science, 2008

Verwandte Artikel:

Beeinträchtigt Stress unser Urteilsvermögen?

Welchen Einfluss hat Zeitdruck auf unsere Leistungsfähigkeit?

Wie beeinflusst Stress die Leistungsfähigkeit?

Hilft Meditation gegen Stress?

Weitere Links:

Zur Praxis für Psychotherapie in München

Zur Praxis für Psychotherapie in Düsseldorf

Zur Praxis für Psychotherapie in Berlin-Charlottenburg

Zur Praxis für Psychotherapie in Frankfurt


Warum macht Stress krank?

27. Dezember 2008

Thomas Höge von der Universität Innsbruck hat in der Februarausgabe der Zeitschrift Stress and Health (2/2009) die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, die dazu beitragen soll, den Zusammenhang zwischen Stress, Konflikten zwischen Arbeit und Familie und der (physischen wie psychischen) Gesundheit aufzuklären. Diese Studie reiht sich ein in die mittlerweile über 20-jährige Forschung zum Thema Stress und Gesundheit, die maßgeblich durch Veränderungen in der westlichen Arbeitswelt der letzten Jahrzehnte (Veränderungen der Geschlechterrollen, wachsende Anzahl der Doppelverdiener mit Kindern, „Flexibilisierung“ der Arbeitswelt etc.) initiiert wurde.

Die These, die Höge in seiner Studie untersucht (und bestätigt) ist, dass sich die hinlänglich bewiesenen negativen Auswirkungen von Stress am Arbeitsplatz auf die Gesundheit zum Teil über Konflikte zwischen Arbeit und Familie („Work-Family-Conflicts“) erklären lassen. Vereinfacht heißt dies Folgendes: Stress (zum Beispiel übermäßiger Zeitdruck) kann unter anderem dazu führen, dass Arbeitsaufgaben in Konflikt mit Familienaufgaben geraten. Oder anders formuliert: Die Rolle als Berufstätiger gerät in Konflikt mit der Rolle als Familienmensch. Dies kann insbesondere dann passieren, wenn die Trennung zwischen Arbeit und Familie nicht eindeutig ist (siehe dazu auch unseren Beitrag vom 15.12). Und es ist dann diese Belastung, (also die, die  durch den Konflikt zwischen Arbeit und Familie entsteht), die schließlich zu gesundheitlichen Problemen wie etwa Depressionen oder auch psychosomatischen Beschwerden führen kann.

Zusammengefasst heißt dies: Die negativen Auswirkungen von beruflichen Stress auf die Gesundheit lassen sich über zwei Ansatzpunkte reduzieren: Ein Ansatzpunkt ist es, „die Arbeit aus der Familie rauszuhalten„, d.h. dafür zu sorgen, dass die Trennung zwischen Arbeit und Familie eindeutig bleibt. Im Idealfall heißt dies, dass die durch die Arbeit ausgelösten negativen Kognitionen („wie soll ich das alles schaffen?“) und negativen Emotionen (z.B. Gereiztheit) nicht das Familienleben belasten. Außerdem kann nur so sichergestellt werden, dass die Erholungsphasen ausreichend sind, um wieder aufgetankt in den Arbeitsalltag zurückzukehren.

Der zweite Ansatzpunkt bleibt jedoch unverändert, den mittlerweile geradezu manischen Zeitdruck aus der Arbeit rauszunehmen. Bei näherem Hinsehen ist dieser Zeitdruck ohnehin oftmals eher selbstgemacht als von außen aufgezwungen und ob die ständige Erreichbarkeit und die gegenseitige Erwartung, dass jeder zu jedem Zeitpunkt immer sofort auf alles reagieren muss, der Arbeitsqualität wirklich zuträglich ist, müsste ohnehin mal untersucht werden. Aber das ist ein anderes Thema.

Quelle:

Thomas Höge: When work strain transcends psychological boundaries: an inquiry into the relationship between time pressure, irritation, work-family conflict and psychosomatic complaints. Stress and Health, Feb 2009

Verwandte Artikel:

Welchen Einfluss hat Zeitdruck auf unsere Leistungsfähigkeit?

Was ist Burn-Out?

Wie beeinflusst Stress die Leistungsfähigkeit?

Weitere Links:

Wie hilft Psychotherapie bei Burnout und Stress?

Zur Praxis für Psychotherapie in München

Zur Praxis für Psychotherapie in Düsseldorf

Zur Praxis für Psychotherapie in Berlin-Charlottenburg

Zur Praxis für Psychotherapie in Frankfurt


Ist Beliebtheit genetisch?

22. Dezember 2008

Ist Beliebtheit genetisch sIn der aktuellen Ausgabe des Journal of Personality and Social Psychology stellt die Verhaltensgenetikerin Alexandra Burt der Michigan State University eine bemerkenswerte Studie vor. Burt sammelte die DNA von über 200 männlichen Studenten und ließ diese Studenten etwa eine Stunde lang in unterschiedlichen Gruppen und Situationen miteinander interagieren. Anschließend bewerteten die Studenten, wen sie als beliebtesten („most popular“) in ihrer Gruppe wahrgenommen hatten.

Burt verknüpfte die Ergebnisse der Befragung mit den DNS Proben und konnte einen Zusammenhang zwischen der Popularität einzelner Teilnehmer und dem Vorhandensein eines bestimmten Serotonin-Gens feststellen, das mit „rule breaking behaviour“ assoziiert wird. Dass jugendliche Regelbrecher in ihrem Umfeld beliebt sind, ist bereits in einigen Studien nachgewiesen worden. Den Einfluss genetischer Disposition auf Verhalten ist ebenfalls in vielerlei Hinsicht untersucht. Bemerkenswert an der Untersuchung von Alexandra Burt ist die Tatsache, dass ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen genetischer Disposition und sozialen Auswirkungen von Verhalten nachgewiesen werden konnte.

Quelle:

Michigan State University, 19. Dez 2008

Verwandte Artikel:

Macht hoher sozialer Status glücklich?

Was treibt gewalttätige Teenager an?

Was bringt uns weiter: Wettbewerb oder Mitgefühl?

Woher kann man wissen, was einen glücklich machen wird?

Weitere Links:

Zur Praxis für Psychotherapie in München

Zur Praxis für Psychotherapie in Düsseldorf

Zur Praxis für Psychotherapie in Berlin-Charlottenburg


Führt Schlafmangel bei Kindern zu Hyperaktivität?

22. Dezember 2008

Ja, das ist offensichtlich der Fall, schlußfolgert Jacques Montplaisir, der Psychiatrie-Professor und Direktor des Schlafstörungs-Center am Sacré-Coeur Hospital in Montreal, Kanada. In einer Studie untersuchte das Forscherteam um Montplaisir 1.138 Kinder und fand heraus, dass 26% der Kinder, die über gut vier Jahre (zwischen 2,5 Jahren und 6 Jahren) durchschnittlich weniger als 10 Stunden geschlafen hatten, übergewichtig wurden. Bei Kindern, die 10 Stunden schliefen, betrug der Anteil Übergewichtiger nur noch 15%. Bei Kindern, die 11 Stunden schliefen, lediglich 10%. Die Forscher führen diesen Zusammenhang u.a. darauf zurück, dass bei weniger Schlaf mehr appetitanregende Hormone ausgeschüttet werden.

Das Team untersuchte außerdem den Zusammenhang zwischen Schlafmangel und Hyperaktivität und kam zu vergleichbaren Ergebnissen. 22% der Kinder mit Schlaf unter 10 Stunden waren hyperaktiv. Dies ist doppelt so viel wie der Anteil der Hyperaktiven unter den Kindern, die 10 – 11 Stunden schliefen. Nun stellt sich hier – wie auch bei dem Thema Übergewicht – natürlich die Frage: Schlafen Hyperaktive nicht einfach weniger, eben weil sie hyperaktiv sind? Jaques Montplaisir verneint dies: „Während bei Erwachsenen Schlafmangel zur Schläfrigkeit führt, verursacht er bei Kindern eher Aufregung.“ (Viele Eltern werden das bestätigen können…) Gerade weil sich Probleme wie Übergewicht und Hyperaktivität ins Erwachsenenalter fortsetzen können, schlägt Montplaisir vor, dem Thema Schlafstörungen im Kindesalter in Zukunft noch größere Aufmerksamkeit zu widmen.

Quelle:

ScienceDaily, 27. Nov 2008

Verwandte Artikel:

Gibt es bei Kindern einen Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und Depressionen?

Wie verbreitet sind Schlafstörungen bei Kindern?

Wovon hängt es ab, dass Kinder gut schlafen?

Weitere Links:

Wie hilft Psychotherapie bei (Ein-)Schlafstörungen?

Zur Praxis für Psychotherapie in München

Zur Praxis für Psychotherapie in Düsseldorf

Zur Praxis für Psychotherapie in Berlin-Charlottenburg


Kindertherapie mit Kicker?

21. Dezember 2008

KickerSeit heute haben wir unseren Kinderbereich um einen zusätzlichen Raum, u.a. mit einem „Kicker“ erweitert. Die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung von Kindern ist die positive Beziehung zwischen Therapeuten und Kind. Einer der Wege dorthin ist das gemeinsame Spielen -insbesondere für Jungs eignet sich hierfür Tischfussball. Und wenn mal kein Kind am Kicker spielt, freuen sich auch die Therapeuten über ein kurzes Pausen-Match gegeneinander…


Schafft Weinen wirklich Erleichterung?

21. Dezember 2008

Nahezu wir alle haben diesen Satz schon einmal gehört: „Ja, weine Dich mal richtig aus. Danach fühlst Du Dich wieder besser“. Aber stimmt dies wirklich? Macht es Weinen tatsächlich leichter?

„Es kommt drauf an“, sagen Forscher der University of South Florida sowie der Universität Tilburg (Niederlande) in einer Studie, die in der Dezember-Ausgabe von  Current Directions in Psychological Science veröffentlicht wurde. Die Forscher analysierten 3.000 „Wein-Episoden“ und kamen zu der Schlussfolgerung, dass die Wirkungen des Weinens sehr stark von dem Gegenstand, dem Kontext und dem Zeitpunkt der einzelnen Episode abhingen.

Die meisten Befragten schilderten erwartungsgemäß, dass das Weinen ihre Stimmung aufgehellt habe. Ein Drittel sagte jedoch aus, dass es ihnen nicht besser ging und 10% sagten sogar, es sei ihnen anschließend schlechter gegangen. Entscheidend dafür, ob Weinen zu einer Stimmungsverbesserung beitrug, war unter anderem offensichtlich, ob jemand anwesend war, um die weinende Person zu begleiten bzw. zu trösten.

In einer Zusammenfassung bereits veröffentlichter Laborexperimente zum Thema Weinen weisen die Autoren darauf hin, dass die physischen Begleitreaktionen von Weinen zunächst auf eine erhöhte Belastung durch das Weinen (z.B. erhöhte Herzfrequenz) hinweisen, sich anschließend jedoch beruhigende physische Effekte nachweisen lassen, z.B. tieferer, ruhigerer Atem. Möglicherweise erinnern sich die Menschen an diese relative Ruhezustände, wenn sie von Weinen als hilfreich oder befreiend berichten.

Tatsächlich hängen die Effekte aber stark davon ab, wer die Tränen vergießt. Menschen mit Angststörungen oder Depressionen erfahren Weinen selten als befreiend, da sich der Auslöser für das Weinen häufig über lange Zeit erstreckt, d.h. nicht  irgendwann als „gelöstes Problem“ betrachtet wird.

Die Facetten des Weinens werden tatsächlich erst seit wenigen Jahren überhaupt ernsthaft erforscht. Grund hierfür sei – so die Autoren – , dass die Annahme, Weinen schaffe grundsätzlich Erleichterung, auch in Wissenschaftskreisen so populär war, dass es lange Zeit einer differenzierten und grundlegenden Betrachtung im Weg stand.

Die Studie im Original

Verwandte Artikel:

Wann kann Stress glücklich machen?

Lässt sich von einer Berührung auf die dahinterliegende Emotion schließen?

Ist Glück ansteckend?

Treten postnatale bzw. postpartale Depressionen auch bei Vätern auf?


Woher kommen „die guten alten Zeiten“?

17. Dezember 2008

Warum tendieren ältere Menschen dazu, die Vergangenheit durch eine rosa-rote Brille zu betrachten? Forscher der University of Alberta (Kanada)und der Duke University (USA) haben heraufgefunden, dass das Gehirn  alter Menschen offensichtlich nicht mehr so gut in der Lage ist, negative Erinnerungen zu speichern (veröffentlicht gestern online in Psychological Sciences). Hierzu wurden jungen und älteren (70+ Jahre) Menschen Bilder gezeigt, die entweder neutrale oder sehr negative Ereignisse zeigten. Die Teilnehmer des Versuchs wurden gebeten einzuschätzen, wie angenehm sie jedes einzelne Bild empfanden. Gleichzeitig wurden ihre Gehirnaktivitäten gemessen. 30 Minuten später wurden die Versuchspersonen (überraschend) gebeten, die gezeigten Inhalte wiederzugeben. Im Ergebnis erinnerten die älteren Menschen deutlich weniger negative Bilder als die jüngeren. Die Hirnmessungen zeigten, dass zwar ähnliche Areale an der Speicherung der Informationen beteiligt waren, diese aber bei den Senioren anders als bei den Jüngeren mit den übrigen Hirnarealen interagierten. Tatsächlich scheinen bei den älteren Menschen eher kognitive Areale als emotionale an der Speicherung der negativen Bilder beteiligt zu sein.

Dieser Befund passt zu einer Studie, die die Autoren Anfang diesen Jahres in der Zeitschrift Neurobiology of Aging veröffentlicht haben.  Hier konnten sie zeigen, dass Senioren besser als junge Menschen in der Lage sind, ihre Emotionen bei der Bewältigung von belastenden Ereignissen zu kontrollieren.

Insgesamt könnten sich diese Ergebnisse als wichtig herausstellen, um unter anderem einzelne Aspekte von Depressionen und Angstzustände besser zu verstehen, zum Beispiel die vergleichsweise schlechtere emotionale Verarbeitung von belastenden Ereignissen; -außerdem lassen sie die Jüngeren vielleicht etwas gelassener mit den Verklärungen der Senioren umgehen, denn sie wissen nun: Bald werden wir es sein, die von der guten alten Zeit schwärmen.

Mehr zu der Studie

Verwandte Artikel:

Werden wir im Alter glücklicher?

Lässt sich Wut soziologisch erklären?

Verändert Depression die Erinnerung an Schmerzen?

Hängt die Fähigkeit zu vergeben vom Alter ab?

Weitere Links:

Zur Praxis für Psychotherapie in München

Zur Praxis für Psychotherapie in Düsseldorf

Zur Praxis für Psychotherapie in Berlin-Charlottenburg

Zur Praxis für Psychotherapie in Frankfurt


Zurück zum Anfang